Der Mensch,
ein soziales Wesen

10. Kurpfälzer Sozialtage eröffnet

Mannheim/Freiburg, 07.11.22.

Mit einem Pontifikalamt mit Erzbischof Stephan Burger und einen Festvortrag mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes Prof. Dr. Stephan Harbarth, sind am Sonntag (06.11.22) die 10.² Kurpfälzer Sozialtage in der Mannheimer Jesuitenkirche eröffnet worden. „WERvoll arbeiten – menschenwürdig statt prekär“ lautet das Motto bei der 14-tägigen Veranstaltungsreihe.

Erzbischof Stephan Burger betonte in seiner Predigt, dass der Mensch ein soziales Wesen sei: „Jeder Mensch ist hilfsbedürftig, weil keiner alles alleine kann.“ Dabei bezog sich der Erzbischof auf den Schöpfungsbericht, der hervorhebe, dass „jeder Mensch andere Menschen braucht“. Der Reichtum der Menschen entfalte sich nicht im einzelnen Menschen, sondern im Miteinander der Menschen. Menschsein könne deshalb nur im Füreinander gelingen: „Jeder muss einbringen, was er hat, und darf erwarten, was er braucht.“ Somit verleihe Gott dieser Welt ein besonderes Gesicht, denn dieser schicke: 

„Menschen immer wieder auf die Suche, das zu finden, was wir geben und was wir brauchen“.  Wer sich selbst begegne, wer anderen Menschen begegne, wer offenen Auges durch diese Welt ginge, „der – davon bin ich überzeugt – der ist auch auf einer Reise mit und zu Gott“.


Im Anschluss an den Gottesdienst, fand in der Aula des Ursulinen-Gymnasiums der Festakt zur Eröffnung der Sozialtage mit dem Präsidenten des Bundes-verfassungsgerichtes Prof. Dr. Stephan Harbarth statt.

In den Grußworten zu Beginn der Festveranstaltung, betonten alle Grußwortredner die Bedeutung der Kurpfälzer Sozialtage für die Metropolregion. Josef Romanski, der für die verschiedenen katholischen Einrichtungen sprach, überbrachte die Grüße aus dem Seelsorgeamt Freiburg und bedankte sich bei den Initiatoren der Sozialtage Ulf Bergemann, KAB-Diözesansekretär und Uwe Terhorst, Referent für Arbeitnehmerseelsorge, aber auch den Ehrenamtlichen der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) unter der Federführung von Hildegard Maringer, denn ohne ihr Engagement wäre die Veranstaltungsreihe nicht durchführbar.

Der 1. Bürgermeister Christian Specht, der in Vertretung des Oberbürgermeisters Grüße übermittelte, meinte, dass es nicht auszudenken sei, wenn es zu Mozarts-Zeiten bereits die KAB gegeben hätte und Mozart keinen „Zeitvertrag“ in Mannheim bekommen hätte, sondern eine Festanstellung und in Mannheim geblieben wäre. Dafür sei die KAB und Arbeitnehmerseelsorge heute wichtig, dass sie auf Missstände hinweist, um so etwas für die Menschen zu bewegen. Wenig Applaus hingegen bekam er für die Anregung, doch einen weiteren verkaufsoffenen Sonntag in Mannheim zu ermöglichen und sich nicht in alte Schützengräben zu verziehen.

Lars Treusch vom DGB appellierte an die Besucher, das eigene Verhalten zu überdenken und beklagte, dass der Einzelhandel in Mannheim zu kämpfen habe, aber gleichzeitig viele per Mausklick Dinge des täglichen Lebens bestellten, müsse man sich nicht wundern, dass immer mehr Einzelhändler aufgeben. „Was ihr den geringsten meiner Brüder tut“ (Mt. 25, 40), sollte für alle Maßstab und Richtschnur eigenen Handelns sein.

Der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Prof. Dr. Stephan Harbarth skizzierte in seiner Festansprache die Entwicklung des Sozialstaatsbegriffes im letzten Jahrhundert. Hilfe zur Selbsthilfe, war und ist immer das Gebot des Staates, um Bedürftigkeit zu begrenzen und zu bekämpfen. Die Eigenverantwortung ist eine wichtige Prämisse, damit das Sozialstaatsprinzip funktioniert. Genau skizzierte er die Entwicklung und den Einfluss der katholischen Soziallehre (und sicher auch der Sozialethik) auf die Gesetzgebung des Staates. Das christliche Menschenbild ist unabdingbar mit einem Miteinander in Gesellschaft und Arbeitswelt verbunden.

Seit dem Jahr 2000 lädt die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) gemeinsam mit dem Referat Arbeitnehmer-Seelsorge in der Metropolregion Rhein-Neckar alle zwei Jahre zu dem Gesprächs- und Begegnungsforum für Vertreter aus Politik, Kirche, Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaft und Kunst ein.