Moderne Sklaverei in der Marktwirtschaft

Prälat Peter Kossen sprach über Ausbeutung von Arbeitnehmer*innen bei den Sozialtagen

Mannheim/Freiburg, 13.11.22 


„Menschen werden angemietet, verschlissen und dann entsorgt – Moderne Sklaverei in der Parallelwelt einer sozialen Marktwirtschaft“, das prangert Prälat Peter Kossen (Münster) während eines Vortrages im Rahmen der 10.² Kurpfälzer Sozialtage in Mannheim an. Kaum vorstellbare Zustände, welche die Mitarbeiter*innen in der Fleischindustrie, Pflege oder bei Logistik-Unternehmen ertragen müssen.

Die Arbeitnehmer-Freizügigkeit ist eine der großen Errungenschaften der Europäischen Union. Unter dem Radar der Rechtsstaatlichkeit hat sich aber in Deutschland seit 30 Jahren in der, Fleischindustrie und in weiteren Branchen eine Schattenwelt entwickelt. In ihr wird eine Geisterarmee von Arbeitsmigrant*innen in Formen von moderner Sklaverei ausgebeutet und für das Wohnen in menschenunwürdigen Bruchbuden mit Wuchermieten abgezockt.

Prälat Peter Kossen fordert die Zuhörer*innen dazu auf, hinzuschauen und das eigene Handeln zu überdenken. Denn – davon ist er überzeugt – es geht anders und besser. In vielen Bereichen, so Peter Kossen, werden Menschen, meist mit Migrationshintergrund, ausgebeutet. Kaum der deutschen Sprache mächtig, haben sie kaum eine Chance ihre Rechte durchzusetzen. Schlechte Erfahrungen mit Staat, Kirche und Gewerkschaften in ihren Herkunftsländern führten dazu, dass sie wenig Vertrauen in diese Institutionen haben.

In keinem anderen europäischen Land sind Lebensmittel so günstig wie in Deutschland. Aber zu welchem Preis? Auf dem Rücken der Beschäftigten! Die Allgemeinheit muss später für die Folgekosten aufkommen, wenn Altersarmut und Unterversorgung eintreten. Oftmals wird zwar offiziell der Mindestlohn bezahlt, aber durch unbezahlte Mehrarbeit wird dieser nicht selten umgangen. In der Fleischindustrie machen Lohnkosten nur 5% an den Verkaufspreisen von Fleisch aus. Wenn man hier gerechter Entlohnen würde, wäre das Fleisch unwesentlich teurer.

Wir als Verbraucher können durch unser Einkaufsverhalten unwürdige Arbeitsbedingungen bekämpfen, so Ulf Bergemann, KAB-Diözesansekretär während der anschließenden Diskussion. Friedbert Böser, KAB-Diözesanpräses, leitete die Diskussionsrunde in St. Antonius, Mannheim –Rheinau.

Prälat Kossen ist für seinen Einsatz für menschenwürdige Arbeitsbedingungen vor allem in der Fleischindustrie vor Jahren in die Öffentlichkeit getreten, in dem er die unmenschlichen Zustände dort anprangerte.

Mit den Kurpfälzer Sozialtagen versucht die KAB (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung) und der Fachbereich Arbeitnehmerseelsorge in der Metropolregion Rhein-Neckar den Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen fortzuführen. So können wir gemeinsam Vorschläge für eine gerechtere und zukunftsfähige Gesellschaft entwickeln, damit den Menschen in unserem Lande und weltweit Hoffnung gegeben werden kann auf eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit.