Marcel Callo

am 6. Dezember dieses Jahres wäre Marcel Callo 100 Jahre alt geworden.

Liebe Frauen und Männer der KAB,
liebe Wegbegleiter und Mitstreiterinnen,

am 6. Dezember dieses Jahres wäre Marcel Callo 100 Jahre alt geworden.
Leider ist er bereits im Alter von 23 Jahren gestorben. Am 19. März 1945, dem Hochfest des Heiligen Josef. Papst Johannes Paul II hat Marcel Callo am 4. Oktober 1987 selig gesprochen, weil er als ‚Märtyrer der Arbeiterjugend‘ für uns alle auch heute noch ein Vorbild sein kann.

Geboren am 6. Dezember in Rennes (Bretagne), aufgewachsen in einem christlichen Elternhaus als zweites von neun Geschwistern, schloss er sich in jungen Jahren begeistert den Pfadfindern an und übernahm bald Verantwortung.
Als er seine Ausbildung zum Buchdrucker begann, trat er in die Christliche Arbeiterjugend (JOC/CAJ) ein. Bald wurde er Leiter der Gruppe in seiner Heimatstadt Rennes und arbeitete auch auf Diözesanebene mit.
Marcel Callo ließ sich ‚anstiften‘ von den Gedanken Josef Cardijns, des Gründers der CAJ. Er wollte zusammen mit seinen Kameraden versuchen, dem Ruf Jesu zu folgen – und tatkräftig an seinem Platz beim Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten.
‚Jeden Tag will ich Christus ein Stück ähnlicher werden‘ – war einer seiner Leitsätze.
Der zweite Weltkrieg veränderte sein Leben von Grund auf: Frankreich wurde von Deutschland besetzt. 1943 wird Marcel zum Arbeitsdienst nach Thüringen einberufen. Er hätte versuchen können unterzutauchen. Aber er spürte eine Verantwortung für seine Kameraden, die ebenfalls einberufen wurden. Die wollte er nicht im Stich lassen:
‚Ich fahre als Missionar nach Deutschland, um meinen Kameraden zu helfen, durchzuhalten‘. So kam er nach Zella-Mehlis in Thüringen. Und tatsächlich gelang es ihm trotz der schwierigen Bedingungen des Arbeitsdienstes, einige seiner Landsleute in kleinen Gruppen zusammenzuführen und mit ihnen nach der CAJ-Methode des ‚Lebendigen Evangeliums‘ ihre Lebenssituation gemeinsam vor Gott zu bringen.
Sein Verantwortungsgefühl und auch seine Risikobereitschaft im Einsatz für seine Kameraden hatten allerdings ihren Preis: Die Gestapo wurde auf Marcel Callo aufmerksam. Er wurde angeklagt, weil er ‚durch seine katholische und religiöse Aktion sich als Schädling für die Regierung der nationalsozialistischen Partei und für das Heil des deutschen Volkes erwiesen‘ hätte. Zunächst kam er in das Gefängnis von Gotha und nach dem Vorrücken der russischen Armee in das Vernichtungslager Mauthausen, wo er am 19. März 1945 an völliger Erschöpfung starb.

Was können wir heute von ihm lernen?
Marcel Callo wurde in eine völlig andere Zeit und Lebenssituation hineingeboren als die meisten von uns. Auch wenn der Krieg sein Leben radikal veränderte, so war er doch ein ‚ganz normaler‘ junger Mann, der davon träumte, mit seiner Verlobten Marguerite eine Familie zu gründen und ein ganz ‚normales‘ Leben zu leben.

Gleichzeitig träumte er aber auch davon, die Lebenswirklichkeit der Arbeiterinnen und Arbeiter zu verbessern. Und das sollte nicht nur ein Traum bleiben: Er arbeitete konsequent daran, andere für seine Ideen und Pläne zu gewinnen. – Vielleicht ist das ein Punkt, in dem wir als KAB und CAJ uns Marcel Callo zum Vorbild nehmen können: Sein unbedingter Einsatz für andere. Sein Einstehen für seine Ideale. Und auch seine Bereitschaft, persönliche Nachteile dafür in Kauf zu nehmen.

Ein Vortrag von Marcel Callo aus dem Jahr 1940 scheint mir auch heute noch höchst aktuell:
‚… Eine machtvolle und starke Christliche Arbeiter-Jugend tut not, die fähig ist, sich Achtung und Gehör zu verschaffen, um auf den Arbeitsstellen die Rechte und die Freiheit aller zur Geltung zu bringen: Machtvoll durch die Zahl ihrer Mitglieder, stark durch die Qualität ihrer Vorkämpfer. Eine solche CAJ wird in der Arbeitswelt Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Liebe verbreiten …‘
Bei aller Frömmigkeit war Marcel Callo auch ein politisch nüchtern denkender Kämpfer. Er wußte, dass Ideen in die Tat münden müssen – und dass es dazu viele Mitglieder braucht, die diese Ideen teilen und sich für ihre Realisierung stark machen. Und dass es gute Leute braucht, die die Bewegung führen.
Das gilt natürlich auch für uns heute.

Hundert Jahre Marcel Callo.
Ich wünsche uns allen von Herzen, dass wir uns diesen Mann immer mehr zum Vorbild nehmen.

  • Sein unbedingtes Eintreten und Da-Sein für die anderen.
  • Sein unerschütterliches Vertrauen in Jesus Christus, von dem er gesagt hat, er sei sein ‚Freund in jedem Augenblick‘.
  • Und nicht zuletzt seine tiefe Sehnsucht nach ‚Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Liebe‘ auch in der Arbeitswelt.

 

Bleiben wir in diesem Sinne miteinander auf dem Weg!
Dann können wir getrost ins neue Jahr gehen – und uns zuversichtlich den Herausforderungen stellen, die uns abverlangt werden.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen miteinander
ein frohes WEIHNACHTSFEST
und ein gesegnetes ‚Jahr der Geschwisterlichkeit‘ 2022

Euer

 

[Friedbert Böser, Diözesanpräses Freiburg]
(Bilder:
Bildvon Marcel Callo in Mauthausen, Pfarrkirche
Gedenktafel von Marcel Callo