Mein Sonntag ist mir heilig.

Unter diesem Motte gestaltete der KAB Ortsverband Tauberbischofsheim (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung) den Vorabendgottesdienst am vergangenen Wochenende in der Bonifatiuskirche.

Nach der Begrüßung durch Kaplan Dominik Albert führte die Ortsverbandsvorsitzende Christiane Schäffner in das Thema ein. Sie wies darauf hin, dass der Sonntagsschutz gerade in der heutigen Zeit aktueller denn je ist. Erst Ende Juni ist die Meldung durch die Presse gegangen, dass Sabine Hagmann vom württembergischen Handelsverband weitere Öffnungen an Sonntagen wünscht, damit der Einzelhandel sich von der Corona Krise erholt. Ebenso konsequent trat demgegenüber der Stadtdekan von Stuttgart Christian Hermes dieser Forderung entgegen. Sie betonte, dass der Sonntag ein Familientag ist. Er ist der einzige Tag in der Woche, den die Familie gemeinsam und ohne Termindruck verbringen kann. Der Sonntag ist Zeitanker und Akku. Der Sonntag macht einen gemeinsamen Zeitrhythmus erst möglich. Ohne Sonntag ist die Welt nicht intakt oder nicht mehr im Takt. In einer ständig hektischer werdenden Zeit verpflichtet er zu Entschleunigung. Der Sonntag hält die Gesellschaft zusammen. Der Sonntag gibt der Gesellschaft Stabilität, weil er den Menschen ermöglicht, sich miteinander an einem gemeinsamen freien Tag zu treffen. Er bietet die Chance, soziale und politische Perspektiven in einer Demokratie gemeinsam zu entwickeln.

Anstelle der Predigt sprach die Ortsverbandvorsitzende Christiane Schäffner noch ein paar Worte, um zu verdeutlichen, warum der KAB der Sonntagsschutz so wichtig ist. Sie orientierte sich dabei an einer Predigt von Dekan Erwin Helmer anlässlich des Jubiläums „1700 Jahre Sonntagsschutz“. Sie begann mit der Feststellung „Der Sonntag ist ein Geschenk des Himmels“. Manche wollen allerdings heutzutage den Sonntag eher als Tag der großen Geschäftschancen etablieren, da an dem Tag die Kirchen nicht mehr gebraucht würden. Doch ist dies legitim? Was viele zu diesem Thema aber nicht wissen ist, dass der Sonntag schon lange in unserem Kulturkreis tief verankert ist. Bereits am 03. März im Jahre 321 n.Chr. hat Kaiser Konstantin I. für das Römische Weltreich ein Edikt erlassen, welches 3 Monate später in Kraft trat.

Um diese 1700 Jahre für alle Kirchenbesucher auch „begreifbar“ zu machen, verlas der Diözesanvorsitzende Peter Klement als römischer Hauptmann gekleidet an dieser Stelle das Edikt von Kaiser Konstantin I.: „Alle Richter, Stadtbewohner und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.“

Und wie steht es heute um den Sonntag? Umfragen bestätigen regelmäßig, dass die große Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen den vom Grundgesetz geschützten Sonntag bewahren will. Und an einem ganz normalen „Zählsonntag“ der katholischen Kirche gehen 2.130.000 Christen in Ihren Sonntagsgottesdienst – also 9,1 %.

Der Sonntag hat bei uns einen ganz besonderen Charakter. Dies sieht man auch im Sprachgebrauch: Es gibt Sonntagsgespräche, Sonntagsausflüge, Sonntagsfeste usw. Diese sind intensiver, entspannter und freudiger als an Werktagen. Heutzutage beobachten wir Bestrebungen, den Sonntag immer mehr zum Arbeitstag zu machen. Hier heißt es für Christen hellwach zu sein und mit gutem Beispiel voranzugehen. „An jedem Sonntag feiern wir das allwöchentliche Osterfest“ sagte schon Augustinus.

Die KAB setzte sich in der „Allianz für den freien Sonntag“ weiterhin gemeinsame mit der Arbeitnehmerseelsorge in der Erzdiözese Freiburg, der Betriebsseelsorge in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Kolping, verschiedenen evangelischen Arbeitsnehmerverbänden und der Gewerkschaft ver.di. in den vergangen Jahren gegen weitere unnötige Sonntagsöffnungen ein. Peter Klement betonte: „Ohne Sonntag gibt es keine Werktage! Also Finger weg vom Sonntag“.

Das Leitmotiv „Mein Sonntag ist mir heilig“ spiegelte sich anschließend auch in den Fürbitten. Hier wurde unter anderem auch derjenigen gedacht, die zum Wohle der Gesellschaft notwendige Arbeiten verrichten müssen. Sei es z.B. in Krankenhäusern oder Polizei- und Rettungsdiensten. Aber auch für viele Beschäftigte, die zum Wohle anderer Ihre Dienste verrichten, sei es zum Beispiel in der Gastronomie oder auch im Tourismus.

Christiane Schäffner stellte noch eine aktuelle Initiative der KAB zum Thema „1.700 Jahre freier Sonntag – Mein Sonntag ist mir heilig“ vor. Hier kann jeder Teilnehmer ein 25 mal 25 cm großes Stoffstück gestalten. Diese Stoffstücke werden bundesweit gesammelt und zu einem großen Banner vernäht, was nach der Bundestagswahl dem neuen Bundeskanzler/Bundeskanzlerin übergeben werden soll. Mit dieser Aktion wird ebenfalls zum Erhalt des freien Sonntags aufgerufen.

 

Bernhard Speck