11. Kurpfälzer Sozialtage ziehen positive Bilanz

Aufbruch in eine solidarische Gesellschaft

Arbeit und Gesellschaft im Wandel

Mannheim/Rhein-Neckar, 29. November 2024.

Mit dem traditionellen Besinnungsnachmittag gingen am Samstag die 11. Kurpfälzer Sozialtage zu Ende. Abschlussredner der Veranstaltungsreihe war Jesuitenpater Walter Holter zum Thema: Welche Ethik braucht die digitale Walt und KI.

Unter dem Motto „Aufbruch in eine solidarische Gesellschaft – Arbeit und Gesellschaft im Wandel“ fanden insgesamt zwölf Veranstaltungen in der gesamten Metropolregion Rhein-Neckar von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und dem Fachbereich Arbeitnehmerseelsorge angeboten worden. Von Mannheim über Heidelberg, nach Hockenheim, der Bergstraße und über den Rhein nach Speyer und Ludwigshafen waren die Vortragsabende platziert. Die Verantwortlichen der Veranstaltungsreihe Ulf Bergemann und Uwe Terhorst waren mit dem Verlauf, dem Besuch und der Resonanz sehr zufrieden. Hier und da gelang es mehr jüngere Zuhörer und Besucher anzusprechen, was sicher auch an den Zukunftsthemen lag, die während der Sozialtage angesprochen wurden. Über 1000 Besucher erreichte man während der Sozialtage.

KAB-Diözesansekretär Ulf Bergemann betonte in seiner Bilanz, dass die Arbeitswelt vor einem Wandel steht: Weg von starren Wochenarbeitszeiten hin zu zeitlich und örtlich flexiblen Arbeitsmodellen. Beruf- und Privatleben soll dadurch besser vereinbar werden und Arbeitszeit selber bestimmbarer. Darin liegt aber Konfliktpotential: Wenn Arbeit immer und zu jeder Zeit möglich ist, gibt man die Trennung von Berufs- und Privatleben auf und landet oft bei Arbeitszeiten weit über gesetzlich und tariflich geregelte Wochenarbeitszeit hinaus. Durch die zunehmende Digitalisierung sind Beschäftigte und Unternehmen vor neue Herausforderungen gestellt.

Tenor der Sozialtage war aus Sicht von Uwe Terhorst, Referent für Betriebsseelsorge, dass sich viele Bereiche unseres Lebens in den vergangenen Jahren besonders rasch verändert hätten. Er stelle fest, dass die Arbeitswelt und die Gesellschaft vor großen digitalen und ökologischen Aufgaben und Herausforderungen stehen.

Als Veranstalter der 11. Kurpfälzer Sozialtage sind wir davon überzeugt, dass der Wandel gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet werden muss: sozial, ökologisch, demokratisch. Weiter sind wir der Meinung, dass ein gutes Gelingen von Veränderungsprozessen in der Wirtschaft vor allem durch eine aktive betriebliche Mitbestimmung möglich ist. Arbeitgebervertreter und Beschäftigtenvertreter müssen gemeinsam Änderungsprozesse anstoßen. Nur durch partnerschaftliches Verhalten werden wir die Herausforderungen der aktuellen Krisen überwinden.

Aus unserer Sicht setzt die Überwindung der Krisen ein solidarisches Handeln voraus. Solidarität und solidarisches Handeln „ist nicht ein Gefühl vagen Mitleids oder oberflächlicher Rührung wegen der Leiden so vieler Menschen nah oder fern. Im Gegenteil, sie ist die feste und beständige Entschlossenheit, sich für das `Gemeinwohl´ einzusetzen, das heißt für das Wohl aller und eines jeden, weil wir für alle verantwortlich sind,“ so Terhorst.

In Vorträgen und Diskussionen der Sozialtage wurde immer wieder betont, dass Arbeit und Digitalisierung gelebt und gestaltet werden müssen. Beschäftigte müssen sich von der Zuschauertribüne auf das Spielfeld begeben und zu Akteuren in der Sozialpartnerschaft werden. So kann Arbeit und Leben sinnvoll nach Bedürfnissen von Beschäftigten und Arbeitgebern austariert werden. Dies setzt allerdings voraus, sich in Betrieben zu organisieren sowie Betriebsräte als Zukunftschance zu sehen. Im Arbeitsmarkt der Zukunft wird der fortschrittlich, partnerschaftlich orientierte Beschäftigte und Arbeitgeber im Wettbewerb der erfolgreiche sein.

In diesem Jahr konnten durch diverse Kooperationen mit dem DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund), befreundeten katholischen Sozialverbänden wie Kolping und kfd (Katholische Frauen Gemeinschaft) neue Personenkreise gewonnen werden. Ebenso hat eine neu konzipierte Veranstaltung mit dem Fachbereich Kirche und Wirtschaft zu neuen Teilnehmerkreisen mit Führungskräften aus der Wirtschaft geführt. Die zuletzt in den Blick genommene Metropolregion wurde durch Veranstaltungen in Speyer und Ludwigshafen geschärft: Mit der Betriebsseelsorge Speyer, der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft Speyer als auch mit der KAB Ludwigshafen-Maudach standen auch für die 11. Kurpfälzer Sozialtage als verlässliche Partner zur Verfügung.

In den zukünftigen Monaten und Jahren bleibt abzuwarten, was aus den Diskussionen der Sozialtage wird: Es gilt sich gegen einen verfestigen Niedriglohn zu wenden. Nur so können alle an einem sinnvollen und menschenwürdigen Leben partizipieren. Ebenfalls muss über die Gestaltung oder Einführung einer Mindestsicherung nachgedacht werden. Arbeit muss sich lohnen und deshalb besser entlohnt werden, um eine Abkoppelung von staatlichen Transferleistungen zu erreichen.

KAB-Diözesansekretär Ulf Bergemann und Uwe Terhorst vom Fachbereich Betriebsseelsorge der Region Rhein-Neckar, betonten die Bedeutung der Sozialtage als ein Gesprächsforum von Vertretern aus Politik, Kirche, Wissenschaft und Wirtschaft, die aktuelle Fragestellungen in der Gesellschaft diskutieren und erörtern. Die Frage nach einem zukunftsfähigen Sozialstaat und der Veränderungen in der Arbeitswelt stand im Mittelpunkt.

Für die KAB und den Fachbereich Betriebsseelsorge waren die Sozialtage wieder eine Möglichkeit, die verschiedenen Fachrichtungen zusammen zu bringen und den Zuhörerinnen und Zuhörern die verschiedenen Sichtweisen und Lösungsansätze nahezubringen.

Ulf Bergemann und Uwe Terhorst